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Mach`s noch einmal Aalbert

Autor: F.G. Klimmek
Taschenbuch
228 Seiten
ISBN: 978-3940077-65-3
Preis: 9,50 Euro (inkl MwSt.)

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Klappentext:
Wie so oft sieht es auch diesmal nach einem jener Routinefälle aus, mit deren Honorar sich Aalbert, der Privatdetektiv aus dem Rhein-Herne-Kanal, so bequem unter Wasser halten kann. Er soll nur die Schwester seines Klienten aufspüren, die mit einem Heiratsschwindler durchgebrannt ist. Doch mit der mühelosen Erledigung dieses simplen Auftrags gerät Aalbert in einen Schlamassel ungeahnten Ausmaßes. Er stört die Kreise eines Prostituiertenrings, wird in die Suche nach einer antiken Jadekette verwickelt, und bekommt es zu allem Überfluß wieder mit dem Dicken Fisch und seiner Bande zu tun, der immer noch auf der Jagd nach der schwarzen Statuette ist. Daß auch noch der Betreiber einer dubiosen Schönheitsfarm mitmischt, die sich auf Flossenstraffung und Schwimmblasenvergrößerungen spezialisiert hat, macht die Sache nicht einfacher. Als die Reihe der Fische, die dabei tot auf der Strecke bleiben, immer länger wird, ist Aalbert heilfroh, wieder auf die Hilfe von Harry, dem Moose Malloy der Unterwasserwelt, zählen zu können.

Leseprobe:
Die Grammatik der Druckversion folgt bedauerlicherweise den Regeln der sogenannten Rechtschreibreform.
Ich hoffe, das Textverständnis wird dadurch nicht allzu sehr beeinträchtigt.

Auf den ersten Blick hatte sich Stalettis Klinik nicht geändert, seit ich vor etwa einem Jahr das letzte Mal hier gewesen war. Sie trug immer noch den Namen "Sanatorium und Privatklinik Casablanca" und lag, das komplette Areal durch ein engmaschiges Fischernetz geschützt, zwischen den Stützpfeilern des Ladekais eines Schotterwerks. Der Zugang zu den strahlendweißen Räumlichkeiten, die ihren Namen zu Recht trugen und aus illegal versenkten Waschmaschinen und Schleudern bestanden, war wie damals eine ehemalige Constructa mit gläsernem Bullauge vorne und fehlender Rückwand, in der auch jetzt eine schuppige Florence Nightingale Dienst tat.
Beim zweiten Hinsehen bemerkte jedoch mein detektivisch geschultes Auge, daß sich ein paar kleine, aber feine Veränderungen ergeben hatten. Das früher schon dichte Netz wurde von einem weiteren, noch feineren überdeckt, so daß ein unbemerktes Eindringen selbst einer Mückenlarve einige Schwierigkeiten bereitet hätte. Das Klinikschild war mit Leuchtalgen besetzt, wodurch die Anlage auch in der Nacht bereits aus einiger Entfernung auszumachen war. Und ganz in Ufernähe schien es einen Wäschetrockner zu geben, der vermutlich als gut getarnter Hintereingang fungierte und von zwei stabilen Zandern abgeschirmt wurde, die sich alle Mühe gaben, ausgesprochen gelangweilt und unbeteiligt zu wirken.
"Eij, Mann, ich glaup et einfach nich, dat kann doch nich waah sein - mein Gönner von dammals! Kumpel, Du bis echt tofte. Die Pullen sind alle gut angekomm."
Das kaum als Artgenosse identifizierbare Wesen, das mich entzückt wie einen verloren geglaubten Sohn anstrahlte, war ein ältlicher, etwas angegammelter Plötz, den ich nicht ohne weiteres in meiner Bekanntengalerie unterbringen konnte.
Das schien ihn enorm zu erheitern. "Hahaa, Du erinners Dich nich, watt? Dabei hass gerade Du doch dammals gesacht, ich soll die Flossen von den Zeuch lassen, sonst würd ich mich noch totsaufen oder sowatt, nä? Aba mein Gedächtnis is noch tiptop, oder nich? Auf jeden Fall nochma herzlichen Dank für die Pullen, Kumpel. Gipt heutzutage nich viele Kerle, die ihr Wort halten."
Langsam dämmerte es mir. Der heruntergekommene Algensudbruder, der geräuschlos aus dem Froschlöffelwald hinter mir hervorgekommen war, verfügte über ein Erinnerungsvermögen, das ich ihm schon bei unserer ersten Begegnung nicht zugetraut hatte. Und doch hatte er mir einen Tip geben können, der mich der Fallösung ziemlich nahe gebracht hatte. Den versprochenen Lohn in Form von drei Flaschen Fusel hatte ich seinerzeit durch Freddi ausliefern lassen.
Er sah noch elender aus als bei unserer letzten Begegnung. An seinem Körper waren mehrere Stellen so gründlich von Schuppen befreit, als hätte man ihn dort drei Tage lang mit "Head and Shoulders" eingerieben. Sein Gesicht war noch aufgequollener und seine Augen hatten sich noch mehr gerötet.
Aber er hatte sich sofort erinnert, ich nicht.
"Na, watt is?" Ein gewisser Stolz in seinem meckernden Lachen war unüberhörbar. "Brauchsse ma wieder en kleinen Hinweis? Steh ich stets zu Diensten, der Herr, bei sonne klasse Bezahlung."
Mein alkoholverliebter Observateur hatte mich bereits damals mit seiner Beobachtungsgabe verblüfft. Vielleicht hatte er die ja über die Zeit retten können. Es konnte jedenfalls nicht schaden, ein paar Minuten in ein möglicherweise erhellendes Gespräch zu investieren.
"Warum nicht, mein Freund? Informationen kann ein Detektiv immer gebrauchen. - Was hat sich denn hier so getan im letzten Jahr, ich meine jetzt nicht irgend welche Umbauten, die seh ich selber. Mehr so das Publikum, verstehst Du? Das soll ja jetzt wohl alles verstärkt in Richtung Schönheitsfarm laufen, wie man so hört."
"Kommt drauf an, wattu Dir so vorstellz unter sonne Faam und wat die da für de Schönheit überhaupt machen könn. Dat is nämmich ganz komisch hier. Klar, da komm so alte Schrullen an, die aussehen wie ne Räuchermakrele ausse Kühltheke, die schon seit ein Monat kein Strom mehr hat. Un wennse irgendwann hier fertich sind, dann ham se et mit den Moos von ihren Alten und die Bastelei von den Dokter geschafft, dat se so aussehen, als wär de Kühltheke bloß eine Woche kaputt gewesen. Dat is, glaup ich, in diesen Gewerbe ganz normal. - Waat ma kurz en Moment, ich muß ma ehmt wat für de Stimme tun."
Mein auskunftsfreudiger Freund verschwand zwischen den Froschlöffeln und war gleich darauf wieder da, sich immer noch die Lippen leckend. "Hab da son klein Vorrat versteckt, für alle Fälle. Is ja kein Fehler, sonne kleine Vorratshaltung, nä? Man muß auch anne schlechten Tage denken."
In dieser Feststellung steckte sicherlich tiefe Weisheit. Bloß, wenn er ein solches Dasein als seine guten Tage betrachtete, dann wollte ich mir seine schlechten besser nicht vorstellen.
"Ja, wo wa ich nochma, ach so, bei die Alten. Dat is ja noch normal, wie gesacht. Aber bei die jungen Weiber, da versteh ich dat nich. Die sehn alle richtich klasse aus, total super, schon wenn se hier ankomm. Warum die da an sich rumschnippeln lassen, dat geht in mein Kopp nich rein. Erst schwimmen se paa Wochen rum, de ganze Birne en einziger Mullverband, und wenn dat Zeuch ab is, sehn se wieder so aus wie vorher. Vielleicht nich ganz so wie vorher, bloß en kleinet bißken anders, aber immer noch total klasse. Weiß der Geier, wat dat allet soll."
"Und, schwimmen die denn dann nicht irgendwann wieder nach Hause, so wie die ... die alten Makrelen, wie Du so sagst?"
"Nee, die nich, die bleiben hier inne Klinik. Dat is sogar fast so, als täten se die verstecken. Ich krich die auch immer nur kurz zu sehen, wenn et schon dunkel is und se ganz stickum fürn Stündken aus den Lavamat rauskommen, aus den da ganz hinten inne Ecke, etwat frische Luft schnappen und so."
Er deutete dabei auf eine Waschmaschine, die in der Nähe des Zugangs stand, der von den beiden Zandern bewacht wurde.
Dr. Staletti operierte also junge Frauen, die eine dafür prädestinierende Grundveranlagung mitbrachten, zu perfekten Zwillingen von Stars um, damit sie anschließend in einem Puff der speziellen Art vermarktet werden konnten. Das war nach meinem Gespräch mit der englischen Patientin keine Überraschung für mich. Aber eine, wenngleich auslegungsbedürftige Bestätigung durch einen Außenstehenden ist immer hilfreich.
"Okay, Mann, das war wirklich aufschlußreich. Du bist ein prima Beobachter. - Wie heißt Du eigentlich?"
"Ich? Schorsch! Eigentlich Schorsch Bücking, aber einfach Schorsch, da kennt mich jeder hier." Und mit einem verschmitzten Grinsen fügte er hinzu: "Schorsch, dat genücht auch als Adresse, an die e die Pullen liefern kannz, wenn et Dir dat wert war. Aber Dein Frosch hat mich dat letzte Mal ja auch so schon gefunden. Wenne also nochma ein spendieren willz, bin ich schomma zu Dank verpflichtet, gezz, im voraus, nä?"
Ich wollte, und ich versprach ihm obendrein, von Algensud auf Asbach zu erhöhen.
Als wir uns verabschiedet und ich mich schon einige Meter entfernt hatte, fühlte sich mein neuer Teilzeitangestellter, vermutlich mit Rücksicht auf die unvorhergesehene Lohnerhöhung, veranlaßt, noch eine Zugabe seines Wissens zu geben.
"Nur mit die Gewichtsrestruktion oder wie dat heißt, dat scheint en Schuß im Ofen zu sein. Dat haut wohl überhaupt nich hin. Also ich hab da neulich ein gesehen, der war sowat von fett, mein lieben Scholli!"
Ich kam noch mal zurück. "Gewichtsre ... was? Was meinst Du denn damit?"
"Na, von wegen watt abnehmen und so. Die wolln doch gezz alle schön schlank sein in ihren Wahn, de Leute. Aber statt dat se nur einfach de Hälfte fressen, haun se sich de Brocken rein wie immer und dann ab nach en Dokter. Der macht bei die irgend sonne Restkonstruktion, oder so ähnlich, und verdient da en Haufen Kohle dran. - Halt ma, ich hab da noch son Zettel irgendwo rumfliegen. Is wohl schon en bißken älter, aber ich hab ihn trotzdem ma aufbewahrt. Man weiß ja nie, nä?"
Wieder verschluckte ihn die Wasserpflanzenwand, und wieder war er in Windeseile zurück. Diesmal hatte er einen zerknitterten Werbeflyer in der Flosse. "Hier, kuck Di ma sowat bescheuertet an! Dat kann doch kein normaler Fisch kapiern. - Und auch en Eingriff wolln se machen. Ha ha, wahrscheinlich is dat bloß en Eingriff in dat Pottmannee."
Es handelte sich um ein teuer wirkendes, papyrusgleiches Material mit kalligraphischer Beschriftung, das von vornherein auf eine Klientel der gehobenen Kategorie abzielte. Entsprechend war der Text.
"Gönnen Sie sich etwas in Ihrem Leben. Bei uns werden Sie ein neuer Fisch!
Unser Sanatorium bietet Ihnen Wellness - Reiki - Akupunktur. Auf Wunsch ohne Zusatzkosten auch Heilfasten und Gewichtsreduktion.
In der angeschlossenen Klinik führen wir schmerzfrei kleinere Eingriffe aus, die Sie Ihre Lebensfreude zurückgewinnen lassen: Schuppenpolieren - Flossenstraffung - Schwimmblasenvergrößerung.
Unsere Spezialität: mit der einzigartigen und nur von uns praktizierten Konvergenzfiligranunterspritzungsinsolvenzanreicherungskondolenz-Methode bekommen Sie in wenigen Tagen Lippen wie ein Küssender Gurami.
Private Krankenversicherung angenehm - keine Kassen."
Küssender Gurami? Das erinnerte mich an etwas. Auf jeden Fall würde ich in diese Klinik hinein und mit dem Dottore ein offenes Wort reden müssen. Aber ich würde nicht alleine kommen.

Medienecho:
"Eine skurrile Story, elegant geschliffene Dialoge und zahlreiche Anspielungen auf cineastische und literarische Berühmtheiten machen das Buch nicht nur für Krimi-Fans zu einem echten Lesevergnügen!"
>>> Ruhr-Guide