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Ein Fisch namens Aalbert

Autor: F.G. Klimmek
Taschenbuch
220 Seiten
ISBN: 978-3-940077-15-8
Preis: 9,50 Euro (inkl MwSt.)

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Klappentext:
Aalbert lebt im Rhein-Herne-Kanal, wo er sich als Privatdetektiv mit harmlosen Beschattungsaufträgen ganz gut unter Wasser hält. Mit dem geruhsamen Leben ist es vorbei, als ihm zufällig der gerade aus dem Gefängnis entlassene Riesenhecht Harry auf der Suche nach seiner Wilma über den Weg schwimmt. In seinem Kielwasser trifft er auf den dicken Fisch Liebskind und dessen Partner Konstantin Opelos, welche die Spur einer schwarzen Statuette, des guatemaltekischen Leviathans, verfolgen. Weil Aalbert dadurch kaum noch Zeit findet, zusammen mit seinen Freunden in Nicks Café die Gerüchte um das Massensterben einheimischer Fischarten zu analysieren, verhilft ihm erst eine Begegnung mit Don Vino Mascarpone, dem Boß der Bande von der Nordseite, zu der Erkenntnis, daß hier ein Serienkiller sein Unwesen treibt, der seine Opfer säuberlich wie mit einem Skalpell zerteilt. Als er dem zu nahe kommt, hat Aalbert alle Mühe, seine eigenen Schuppen zu retten.

Leseprobe:
Die Grammatik der Druckversion folgt bedauerlicherweise den Regeln der sogenannten Rechtschreibreform.
Ich hoffe, das Textverständnis wird dadurch nicht allzu sehr beeinträchtigt.

Die folgenden Tage waren so verlaufen, dass ich immer öfter meinem Drang nicht widerstehen konnte, mich aus der Büroflasche zu bedienen, obwohl es erst Mittag war. Mir war so einiges durch den Kopf geschwirrt, und ich hatte so manchen Plan geschmiedet, sie jedoch alle wieder verworfen. Wie sollte ich das Kunststück fertig bringen, bei Staletti nach dem Verbleib von Wilma zu forschen, ohne dabei in den Verdacht zu geraten, in den Privatangelegenheiten des reichsten und damit mächtigsten Mannes dieses Kanals herumzustochern?
Nach langer Gehirnakrobatik wurde meine reflektierte Vorsicht zu gedankenloser Unentschlossenheit. Ich streckte mich auf meiner knautschigen Mooskugel aus, hatte schon mein zweites Glas intus und döste genüsslich vor mich hin, als ich eine Erscheinung hatte. Der Tag war grau in grau, und trotzdem leuchtete mir unter Wasser ein Regenbogen entgegen. Nicht in der herkömmlichen Tonabstufung, sondern ein Gemisch aus roten, dunkelblauen und grellorangefarbenen Tönen auf beigem Grund, die mir so in die Augen knallten, dass ich versucht war, dem Alkohol für eine Weile abzuschwören.
Ich schüttelte heftig den Kopf und blinzelte einige Male, aber auch das vertrieb die Farborgie nicht. Also trat ich die Flucht nach vorne an und leerte mein drittes Glas auf ex. Und siehe da, der bunte Reigen löste sich in drei einzelne Schemen auf, ein großer in der Mitte und zwei kleine an den Seiten. Ich bin kein Alkoholiker, ich brauchte keine vierte Dröhnung, um zu erkennen, dass ich drei Fische vor mir hatte, die mich alle mit demselben Grinsen bedachten. Der in der Mitte war überwiegend hell und hatte einen knallroten, kreisrunden Flecken auf dem Rücken. Bei den beiden kleineren ging die Palette munter durcheinander.
Die bunten Vögel legten synchron eine Verbeugung hin, bei der ich mir die Gräten gebrochen hätte. "Dalf ich volstellen, mein Name sein Ling Ting Tong, und das sein Sohn Nummel acht und Sohn Nummel elf."
"Nicht Rin-tin-tin? Sie sehen mir so nach Hollywood aus."
"Nein. Ich sein wedel Hund noch Velwandtel von Bill Haley. Ich sein Detektiv. Sie sein auch Detektiv."
Als ob das eine Erklärung für irgendetwas wäre. Die Leuchtrakete vor mir sah das anscheinend aber so, und seine Begleiter auch. Denn in bester Immer-nur-lächeln-Manier verbeugten sie sich wieder, fröhlich und stumm.
Ich ruderte mit meiner rechten Flosse ein wenig herum. "Und weiter? Lasst jucken, Kumpels, und gießt den Quell eurer fernöstlichen Weisheit über mir aus."
"Weil ich gehölt habe, dass Sie getloffen haben Hecht Hally, Sie mil vielleicht vellaten, wo ich ihn finden kann."
Detektiv war er, so, so. Und Harry suchte er, hm, hm. Und so ein prima Beschattungsoutfit trugen sie. Spontan fiel mir kein exotischer Fluss ein, in dem die drei als Meister der Tarnung gegolten hätten. Vielleicht hätte es gerade noch in einem Abwasserkanal in Chinatown geklappt. Hier in unseren rustikalen Gewässern waren sie jedenfalls so unauffällig wie ein Biberschwanz in einer Bouillabaisse.
"Und warum wollen Sie ihn finden?"
"Nul so. Hally sein alte Fleund von mil."
Hielt der Typ mich etwa für Nemo, den Clownsfisch? Höchste Zeit, die Bande dazu zu bringen, mich ernst zu nehmen.
"Komisch, dass ihr chinesischen Detektive immer hochintelligent seid, wenn es um des Rätsels Lösung geht, abel zu blöde, Flemdsplachen zu splechen. - Und bessel auch gleich Schluss machen mit albelne Geschichte von gloße Fleundschaft zu noch glößelem Hecht, Sie Grammatikmeister des dritten Dans."
Der schwimmende Paradiesvogel berührte bei seiner Verbeugung mit der Stirn fast den Fußboden. Wieder in der Horizontalen, war sein Gesicht von einem solchen Strahlen erhellt, als hätte er Urlaub in einem Schwerwasserreaktor gemacht. "Gut, lassen wir den folkloristischen Quatsch. Ich bin im Übrigen ein japanischer Koi, aber der Chinadialekt gefällt mir einfach besser. - Ich suche den Riesenfisch, weil das mein Auftrag ist."
"Diesen gut aussehenden Charmebolzen mit den gepflegten Umgangsformen und der geschliffenen Diktion? Aah, verdammt, das ist der Mann der Saison. Hinter dem ist der halbe Ozean her. Jeder will ihn haben und zum Moderator der nächsten Fernsehshow ?Wie richte ich mir ein Aquarium ein?? machen! Oder habe ich übersehen, dass ihn der WWF zum Fisch des Jahres gekürt hat? - Bei seiner momentanen Begehrtheit sollte ich wohl am besten Hecht-Aktien kaufen."
"Nun, warum die anderen ihn suchen, weiß ich nicht. Warum ich hinter ihm her bin, können Sie sich vielleicht denken."
"Wenn ich da mal im Nebel herumstochern darf - die Filiale der Norddeutschen Muschelbank in Cuxhaven?"
Meine blitzartige Kombination nötigte dem Exoten eine weitere Rumpfbeuge ab. "Haargenau."
"Glauben Sie ernsthaft, sie könnten ihm die Beute abjagen? Der hat dafür ein paar Jährchen abgesessen. Das bedeutet bei Typen wie dem, dass sie sich die Kohle redlich verdient haben."
"Ich brauche ja wohl nicht extra hervorzuheben, dass meine Auftraggeber insoweit völlig anderer Meinung sind."
"Ja, so sind sie, diese Geldsäcke. - Dann viel Glück bei der Erledigung Ihres Auftrags. Und mit Glück meine ich, dass Sie besser nicht auf Harry treffen sollten. Da helfen Ihnen dann nämlich auch Ihre Söhne eins bis fünfhundert nicht weiter. Der Bursche ist aus Chrom-Vanadium. - Und im Vertrauen, meine Fischkenntnis müsste mich sehr im Stich lassen, wenn der überhaupt noch einen nennenswerten Betrag übrig hätte. Er hat mir zwar für einen kleinen Auftrag Kohle angeboten. Aber so belämmert, wie er dabei aus der Wäsche geguckt hat, war ihm diese Lüge ziemlich peinlich."
Ling Ting Tongs immer lächelnde Gesichtszüge nahmen einen nachdenklichen Ausdruck an. "Mit der Vermutung werden Sie gar nicht so schief liegen. Ich sehe es nicht als Vertrauensbruch gegenüber meinen Klienten an, wenn ich Ihnen von Kollege zu Kollege verrate, dass der Riesenhecht damals nicht allein gearbeitet hat. Es soll eine Frau im Spiel gewesen sein, die Schmiere gestanden hat. Und es geht das Gerücht, sie hätte sich mit der Beute abgesetzt. - Werden Sie mir sofort Bescheid geben, wenn er Ihnen wieder begegnet?"
"Hat Euer Kungfuzius nicht immer gesagt ?Eire mit Weire?? Auch wenn ich noch keinen Vorschuss bekommen habe, betrachte ich Harry doch als meinen Klienten. Aber ich kann ihm sagen, dass er sich bei Ihnen melden soll. Was er dann macht, ist seine Sache."
"Das kann ich verstehen. Doch vergessen Sie es nicht."
"Ich mach mir einen Knoten in den Schwanz. - Ach übrigens, wie heißen Sie Japaner mit dem chinesischen Pseudonym eigentlich richtig?"
"Moto. Einfach nur Moto."
Das weckte mein Verständnis. "Sie haben Recht. Mit einem solchen Namen kann man unmöglich Detektiv werden."
Anscheinend hatte ich damit einen empfindlichen Nerv getroffen. Die drei schwammen wortlos davon, und auch die rückenstrapazierende Parterreakrobatik war auf der Strecke geblieben.
Während ich ihnen hinterherschaute, grübelte ich darüber nach, ob das mit der Norddeutschen Muschelbank überhaupt so stimmte. Und je länger mein Grübeln dauerte, desto mehr wuchs meine Überzeugung, dass dieses Komödiantentrio einen ganz anderen Auftraggeber hatte.

Medienecho:
"Ein gelungener Fischkrimi, der nicht nur die Freunde des guten alten Kinos schmunzeln läßt!"
>>> Ruhr-Guide

"Ein Feuchtbiotop voller Witz und herrlicher Charaktere."
>>> WAZ