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Tod mit Moselblick

Autor: F.G. Klimmek
Taschenbuch
200 Seiten
ISBN: 3-937001-75-1
Preis: 8,90 Euro (inkl MwSt.)

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Klappentext:
Kurt Gregorius ist vorzeitig aus dem Polizeidienst ausgeschieden und betätigt sich mit wechselndem Erfolg als Privatdetektiv. Er versteht sein Handwerk, doch wenn es um den eigenen Vorteil geht, besitzt seine Loyalität die Dehnbarkeit eines Wahlversprechens. Kurz, er ist ein Mann mit der Ausbildung eines Polizisten und der Moral eines Anwalts. Und er ist Realist genug, um über Leichen zu gehen, wenn es sein muß.

Daß es auch diesmal wieder sein muß, ist allerdings überraschend. Denn sein Auftraggeber, ein schwerreicher Baulöwe aus Bernkastel, betraut ihn mit einem Fall, der anfangs gar keiner ist. Obwohl alles nur auf einen kindischen Scherz hindeutet, wittert sein Klient mit dem dünnen Nervenkostüm, dem Erpresserbriefchen auf alberne Weise übermittelt werden, eine ernste Bedrohung für Familie und Firma. Und Gregorius wittert das große, leicht verdiente Geld. Wie verdammt schwer es aber wird, daran zu kommen, zeigt sich, als er über den ersten Toten stolpert.

Und weil der erst der Anfang einer Tragödie klassischen Ausmaßes ist, in der nahezu die gesamte Familie seines Auftraggebers ausgelöscht wird, können selbst der Mosel Wellen den menschlichen Dreck dieser sonst so sauberen Gegend nicht hinweg spülen.

Am Ende muß Gregorius alle Register ziehen, um wenigstens das zu retten, was ihm am wichtigsten ist - sein Honorar.

Leseprobe:
Die Grammatik der Druckversion folgt bedauerlicherweise den Regeln der sogenannten Rechtschreibreform.
Ich hoffe, das Textverständnis wird dadurch nicht allzu sehr beeinträchtigt.

Die Fahrt zur Burg über die A 48 und dann in Richtung Roes verlief ohne nennenswerte Staus. Deshalb war ich so früh am Ziel, dass ich ausreichend Zeit gehabt hätte, vor dem Treffen das imposante Bauwerk noch in aller Ruhe zu besichtigen.
Doch meine Verabredung, gewandet in ein hellblaues Schlabberkleid und mit einem tüllverzierten Monstrum auf dem Kopf, das mich stark an die Zuckertüte meines ersten Schultags erinnerte, erwartete mich bereits freudig winkend an einem sonnengewärmten Tisch im Burghof.
»Juhuuu, Herr Gregorius, hiiier! Ich habe Ihnen hier noch ein Plätzchen freigehalten.«
In Anbetracht der Tatsache, dass beide Nebentische unbesetzt waren, sicherlich keine allzu große Mühe.
Sie hatte sich seit unserem letzten Treffen nicht verändert. Das sagte ich ihr aber nicht, denn bei ihrem Aussehen bedeutete eine fehlende Veränderung nicht zwingend ein Kompliment. Wie viele fette Frauen hatte sie ein hübsches Gesicht. Der Rest von ihr war von einem solchen Volumen, dass kein Mensch sie umfassen konnte. Selbst ein Riesenkrake wäre sich bei dieser Aufgabe wie ein Contergankind vorgekommen. Das schien ihr inneres Gleichgewicht aber nicht zu beeinträchtigen, denn sie strahlte so viel Warmherzigkeit aus, dass ihr übriges Erscheinungsbild ihren Mitmenschen schnell gleichgültig wurde. Da sie zudem über eine angenehme Stimme verfügte, war sie für jede Firma die ideale Kummerkastentante, bei der jeder gerne den Kasten umging, um sich direkt bei ihr auszuweinen. Eine vom Schicksal vorbestimmte firmeninterne Geheimnisträgerin der Extraklasse.
Wir begrüßten uns wie alte Bekannte, und mein Geschenk, ein Kasten Weinbrandbohnen, garniert mit zwei deutlich sichtbaren Hundert-Euro-Scheinen, brachte ihre Augen zum Strahlen. Ihre gute Laune wurde aber gleich fragil, als sie meinen auf ihr überdimensionales Tortenstück gerichteten Blick als kaum verhohlene Kritik an ihrer Figur auffasste. Deshalb lautete ihre erste Frage an den fast Unbekannten:
»Finden Sie mich zu dick?«
Ich hätte der Ehrlichkeit halber mit einem klaren Ja antworten können, übersetzte meine Antwort aber lieber mit einem verbindlichen, von einem Kopfschütteln begleiteten »Frau Jörgens, Sie sehen aus wie ein präraffaelitischer Engel«. Um alle Zweifel an meiner Lauterkeit zu beseitigen, bestellte ich für uns beide Kaffee und gleich noch mal Kuchen von ihrer Lieblingssorte »Käsesahne, ist ganz ausgezeichnet, müssen Sie unbedingt probieren«, und gab bei restaurierter bester Stimmung ? zwei Bananenlikör taten ein Übriges ? das Stichwort Kutowski. Danach war ich für eine halbe Stunde ein andächtiger Zuhörer.
Ich machte nicht den Fehler, ihr zu sagen, sie solle sich auf das Wichtigste beschränken. Dafür ist der Unterschied zwischen den Geschlechtern zu groß, und es konnte leicht passieren, dass sie mir nur noch von der Farbe seiner Anzüge und nicht von seinen Plänen, Äußerungen und Zukunftswünschen berichten würde. Vielleicht hätte ich dann auch nichts über das von Anfang an gestörte Verhältnis des Jungmatadors zur damaligen etablierten Chefsekretärin Dorothea, wie hieß sie doch gleich mit Nachnamen, ach ja, Merten, erfahren.
Ich musste husten und benötigte den Rest meines Kaffees, um einen ganz ausgezeichneten Käsesahneerstickungstod, den ich nicht unbedingt probieren wollte, zu vermeiden. Unsere Dorothea trug also den Nachnamen Merten, der mir in so sehr unangenehmer Erinnerung war! Es gibt ihn zwar öfters in Deutschland, aber so oft auch wieder nicht, dass ich ihn hier für einen Zufall halten konnte. Außerdem gab es hier ja noch die bestinformierte Frau Jörgens. Doch, Frau Merten hatte zwar keine Kinder, aber wohl einen Neffen, nein, den Vornamen weiß ich nicht, aber der wohnt da bei Wittlich in diesem neuen Gewerbegebiet.
Stimmte mit dem Ausweis überein.
Mein Krümelmonster war wirklich sein Geld wert.
Wie ich weiter erfuhr, war Dorothea Kutowski ziemlich gleichgültig, sie aber schien ihn fast zu hassen, weil sie durch ihn auf lange Sicht die Position des angebeteten Firmengründers bedroht sah.
Und vor einem solchen Hintergrund war in dieser Welt der Wunder Dorothea Merten bei Manfred Kutowski Hausdame geworden. Interessant.
Das Geplapper meines Gegenübers verhinderte eine interne Computeranalyse dieser Fakten, aber ich stand schließlich nicht unter Zeitdruck.
Was mir Frau Jörgens sonst noch zu erzählen hatte, war ohne Belang. Es war mir von Herzen gleichgültig, warum sie sich einem Club von Gleichgesinnten angeschlossen hatte, der sich viermal im Monat in antiken Klamotten auf der Burg traf, um Lieder von hehren Frouwen zum Besten zu geben, wozu man Töne aus krummen Holzknüppeln quengelte und kalebassenartige Saiteninstrumente malträtierte. Weil ich sie mir aber für alle Eventualitäten warm halten wollte, ließ ich ihren Redeschwall über mich ergehen, bis er von selber versiegte. Ich übernahm die Gesamtrechnung bei einem jungen Prinz Eisenherz, der die Geldkatze vor dem dünnen Bauch trug und Bezahlung in Goldrand verlangte, was, wenn man sich die Geldstücke einmal näher betrachtet, keine schlechte Umschreibung für den Euro ist. Gegen Einbruch der Dämmerung war ich zurück in meiner Weinstube.

Medienecho:
Ein Roman, bei dem man dank der Darstellung der einzelnen Charaktere sowie der Schilderung der gesellschaftlichen Machenschaften manchmal vergessen kann, dass es sich in erster Linie um einen Krimi handelt.
>>> media-mania

"Tod mit Moselblick" unterscheidet sich vom normalen Regionalkrimi wie ein guter Wein von einem Säuerling aus dem Discounter-Regal.
>>> Westfälischer Anzeiger